Bist du emotional abhängig, dann bedeutet das, dass du unbedingt die Aufmerksamkeit und Zuneigung eines anderen Menschen benötigst. Du würdest alles dafür tun, um diese zu bekommen.
Dass das (genauso wie andere Abhängigkeiten) alles andere als gut und gesund ist, ist wohl selbsterklärend. Darum ist es für das eigene Wohlbefinden und die mentale Gesundheit auch so wichtig, eine emotionale Abhängigkeit zu lösen.
Denn du kannst keine gesunde Beziehung zu der Person haben, solange du emotional abhängig von ihr bist.
Wie kann ich eine emotionale Abhängigkeit lösen?
Doch wie schaffst du es jetzt, die emotionale Abhängigkeit zu lösen? Eine Sache vorweg: Gerade dann, wenn du schon tief in dieser Abhängigkeit gefangen bist, kann es eine ziemliche Herausforderung für dich werden, die dich viele Kräfte kostet.
Aber du wirst sehen: Deine Mühen werden sich am Ende auszahlen. Denn hast du dich aus der Abhängigkeit befreit, wird es dir zunehmend besser gehen!
1. Erkenne, dass du emotional abhängig bist
Und den ersten Schritt hast du sowieso bereits gemacht: Du hast erkannt, dass du emotional abhängig von einer Person bist. Und dass die aktuelle Situation nicht gut für dich ist.
Bist du dir noch unsicher, ob du einfach nur verliebt bist oder dir dein bester Freund oder ein Familienmitglied einfach nur sehr wichtig ist, oder ob du wirklich emotional abhängig von ihm oder ihr bist?
Schließlich ist Verlustangst — sobald sie sich in einem gesunden Rahmen hält — normal. Denn wer freut sich schon bei dem Gedanken, dass einen der Partner verlassen wird? Oder sich der Kumpel von einem abwendet?
Lies dir dann am besten die Punkte weiter unten in diesem Beitrag durch. Diese helfen dir zu erkennen, ob eine emotionale Abhängigkeit vorliegt oder nicht.
Dabei gilt: In je mehr Punkten du dich wiedererkennst, desto wahrscheinlicher ist es, dass wirklich eine emotionale Abhängigkeit vorliegt.
2. Reflektiere deine Emotionen und dein Verhalten
Nur wenn du wirklich ehrlich zu dir selbst bist und dir die Situation nicht weiter schön redest, hast du die Chance, dich aus der emotionalen Abhängigkeit zu lösen.
Reflektiere darum im nächsten Schritt deine Emotionen und dein Verhalten und hinterfrage die Situation, in der du steckst. Versuche, als Außenstehender zu beobachten, wie du dich verhältst — und inwiefern sich dein Verhalten im Vergleich zu früher verändert hat.
3. Nimm dir Zeit für dich selbst
Du musst nun wieder lernen, Zeit alleine verbringen — und sogar genießen — zu können. Denn deine eigene Freiheit ist ein wichtiger Bestandteil für ein glückliches Leben — und auch für eine glückliche Beziehung.
Das kann zum Beispiel sein, dass du ein neues Hobby beginnst. Bestimmt gibt es irgendwas, auf das du eigentlich Lust hast, es aber bisher nicht getan hast, weil du lieber all deine freie Zeit in die andere Person investiert hast.
Vielleicht hast du Lust zu malen oder eine Sportart auszuprobieren, vielleicht willst du aber auch damit beginnen, ein Musikinstrument zu lernen.
4. Achte auf deine eigenen Bedürfnisse
Durch die emotionale Abhängigkeit hast du vermutlich deine eigenen Bedürfnisse an hinterste Stelle gesetzt. Damit muss nun Schluss sein: Ab jetzt stellst du deine Bedürfnisse wieder ganz an vorderste Stelle.
Das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Doch Schritt für Schritt wirst du es schaffen, wieder mehr auf dich selbst zu achten.
Nimm dir dazu in einer ruhigen Minute Zeit und überlege dir, was du gerne tun würdest. Dabei geht es nur um dich, schiebe Gedanken an andere Menschen oder daran, was andere von dir erwarten, weit zur Seite.
Es kann gut sein, dass es anfangs gar nicht so einfach für dich sein wird, herauszufinden, wer du eigentlich bist, was du wirklich willst und was deine Bedürfnisse sind.
Das ist vor allem dann der Fall, wenn du schon seit langer Zeit in der emotionalen Abhängigkeit feststeckst.
5. Arbeite am Erreichen deiner Träume und Ziele
Denk über die Träume und Ziele, die du hattest, bevor du diese Person kennengelernt hast, nach. Sind das insgeheim auch heute noch deine Träume? Dann ist nun die Zeit gekommen, ihre Erfüllung in Angriff zu nehmen!
Vielleicht hast du über die Zeit aber auch neue Interessen entwickelt. Was es auch ist, bring deine Träume und Ziele auf Papier und konzentriere dich von nun an hauptsächlich darauf.
6. Pflege deine sozialen Kontakte
Bei einer sozialen Abhängigkeit geraten meist alle sozialen Kontakte, die man zuvor hatte, stark in den Hintergrund.
Um dich von der emotionalen Abhängigkeit zu lösen, ist es nun an der Zeit, dass du diese Kontakte wieder aufleben lässt. Denn ein eigener Freundeskreis hilft dir dabei, weniger an der Person zu hängen.
Je nachdem, wie du dich in letzter Zeit verhalten hast, kann es sein, dass du dich erstmal bei den Personen entschuldigen musst. Denn hast du sie monatelang immer wieder versetzt oder sie ganz ignoriert, dann sind sie dir gerade vielleicht nicht so gut gestimmt.
Doch mit Sicherheit werden sie dir verzeihen, wenn du ihnen erklärst, was los war. Und dann wirst du sehen, wie gut es tut, wieder Zeit mit deinen Liebsten zu verbringen.
7. Treffe deine eigenen Entscheidungen
Möchtest du deine emotionale Abhängigkeit lösen, dann ist Selbstständigkeit ein wichtiger Punkt auf dem Weg zu deiner emotionalen Freiheit.
Übe dich dazu von nun an darin, deine eigenen Entscheidungen zu treffen, ohne die andere Person zuvor nach ihrer Meinung zu fragen – sofern sie die Angelegenheit nicht betrifft. Du bist ein eigenständiger Mensch und kannst selbst über dein Leben entscheiden.
8. Arbeite an deinem Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein
Emotional abhängige Menschen haben häufig unter einem geringen Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein zu leiden.
Darum ist es so wichtig, dass du daran arbeitest, selbstbewusster durch das Leben zu gehen und wieder deinen eigenen Wert erkennen zu können.
Nur so hast du eine wirkliche Chance, deine eigene Unabhängigkeit zurückzuerlangen und zu verhindern, später wieder in alte Muster zu verfallen.
9. Achte auf deine Gedanken
Wichtig ist auch, dass du stets deine Gedanken im Blick behältst. Wir Menschen neigen leider dazu, immer wieder in alte Gedankenmuster zu verfallen und uns damit das Leben unnötig schwer zu machen.
Machst du dir häufig negative Gedanken oder machst dich selbst in deinen Gedanken immer wieder runter, dann brauchst du dich nicht wundern, warum du von einem Freund oder deinem Partner emotional abhängig bist.
Denn du sagst dir ja selbst ständig, dass du ohne die Person nichts wert bist oder nichts schaffen kannst.
Beobachte also kritisch, was du denkst. Hast du immer wieder negative Gedanken und sind negative Glaubenssätze tief in dir verankert? Dann solltest du das in Angriff nehmen und dich von deinen negativen Gedanken befreien.
Wandle jeden negativen Gedanken, den du hast, in einen positiven Gedanken um. Zum Beispiel “Ich werde das nie schaffen” in “Es ist zwar eine Herausforderung, aber ich werde daran wachsen. Und wenn ich genügend Herzblut hineinstecke, wird es mir auch gelingen!”.
Du wirst sehen, welche guten Auswirkungen positive Gedanken auf dich und dein Leben haben werden.
10. Lerne, dich selbst zu lieben
Um dich von der emotionalen Abhängigkeit lösen zu können, musst du lernen, dich selbst wertzuschätzen und dich selbst zu lieben. Selbstliebe lässt sich lernen.
Es kann dich bereits sehr viel weiterbringen, wenn du dich jeden Morgen nach dem Aufstehen vor den Spiegel stellst und dir mit Überzeugung selbst Komplimente machst.
Am Anfang kommst du dir dabei vielleicht noch ein wenig doof vor, doch du wirst schon bald einen positiven Effekt erkennen können.
11. Sei geduldig
Du kannst nicht erwarten, dass sich deine Probleme von einem auf den anderen Tag lösen werden.
Eine emotionale Abhängigkeit verschwindet nicht von heute auf morgen. Denn genauso, wie sie sich über einen längeren Zeitraum entwickelt, dauert es auch wieder eine Weile, um sich daraus zu lösen.
Auch kleine Rückschritte sind ganz normal und bedeuten nicht, dass deine Versuche zum Scheitern verurteilt sind — sofern du dich davon nicht aus der Ruhe bringen lässt.
Übe dich also in Geduld und arbeite in kleinen Schritten daran, die emotionale Abhängigkeit zu lösen.
12. Führe ein Erfolgstagebuch
Eben weil die Fortschritte häufig so gering sind, dass du sie vielleicht gar nicht auf den ersten Blick wahrnimmst, kann es dir eine große Hilfe sein, ein Erfolgstagebuch zu führen.
Hier schreibst du jeden Tag das hinein, was dir im Vergleich zu früher gut gelungen ist.
Vielleicht hast du dich endlich mal wieder mit deiner Freundin getroffen. Oder du hast es vor der Person geschafft, standhaft zu bleiben und deinen eigenen Standpunkt zu vertreten.
13. Hole dir professionelle Hilfe
Nicht immer ist es möglich, sich aus eigener Kraft aus der emotionalen Abhängigkeit zu lösen. Bemerkst du, dass sich die Situation auch nach Wochen oder Monaten nicht nennenswert verbessert, dann ist es an der Zeit, dass du dir professionelle Hilfe nimmst.
Diese kann dir dabei helfen, deine Verhaltens- und Gedankenmuster zu überdenken und zu verändern sowie die Ursachen, die erst zu der Abhängigkeit geführt haben, zu behandeln. Und dich Schritt für Schritt aus der emotionalen Abhängigkeit zu befreien.
Wie merke ich, dass ich emotional abhängig bin?
Eine emotionale Abhängigkeit ist nicht immer leicht zu erkennen. Meist entwickelt sie sich schleichend, und man bemerkt sie erst, wenn man schon tief darin gefangen ist.
Darum ist es so wichtig, dass du die Anzeichen kennst, um dich aus der emotionalen Abhängigkeit befreien zu können, solange du noch nicht so tief darin verfangen bist:
• Du hast das Gefühl, du kannst ohne die andere Person nicht mehr leben. Diese Co-Abhängigkeit bringt dich dazu, Dinge zu tun, die du insgeheim gar nicht möchtest, nur um nicht zu riskieren, diese Person zu verlieren.
• Du benötigst ständig Bestätigung und Anerkennung der Person.
• Deine Eifersucht könnte man schon als krankhaft bezeichnen. Du kontrollierst die andere Person, du willst immer wissen, wo sie ist und was sie macht. Auch in ihr Handy schaust du oft heimlich.
• Du forderst die ganze Zeit Aufmerksamkeit ein. Antwortet dir die Person mal für eine Weile nicht auf eine Nachricht, fühlst du dich unglücklich oder besorgt.
• Du leidest unter einer extremen Verlustangst. Aus Angst, dass dich die Person verlassen könnte, versuchst du, stets das zu machen, was sie von dir erwartet.
• Du vernachlässigst deine sozialen Kontakte stark. Für deine Freunde und Familie hast du (fast) keine Zeit mehr. Denn für dich dreht sich alles um diese eine Person.
• Du hast starke Selbstzweifel und das Gefühl, alleine nichts auf die Reihe zu bekommen.
• Du hast Schlafstörungen oder gar körperliche Schmerzen, wenn die andere Person mal nicht anwesend ist.
• Für Dinge, die dir eigentlich wichtig sind und dir gut tun, nimmst du dir keine Zeit mehr. Deine Hobbies lässt du fallen.
• Die andere Person muss dir ständig ihre Zuneigung zeigen. Tut sie das nicht, fühlst du dich nicht geliebt/gemocht.
• Du schaffst es nicht, eigenständige Entscheidungen zu treffen. Stattdessen musst du die andere Person stets um Rat fragen.
• Du achtest nicht auf deine eigenen Bedürfnisse. Stattdessen tust du alles dafür, um es dem anderen Menschen recht zu machen. Du richtest dazu deinen gesamten Tagesablauf so aus, dass es der Person passt, ganz egal, ob du damit glücklich bist oder nicht.
• Du steckst in einer toxischen Beziehung fest, schaffst es aber einfach nicht, dich von deinem Partner zu lösen.
• Du kannst nicht mehr allein sein und bist sehr unruhig, wenn du mit dir selbst Zeit verbringst. Denn du weißt einfach nicht mehr, was du mit dir anfangen sollst, wenn die andere Person nicht bei dir ist.
• Du leidest unter einem geringen Selbstwertgefühl.
• Bei der anderen Person handelt es sich um einen Narzissten. Narzissten sind bekannt dafür, ihren Partner abhängig von sich zu machen. Das kann schlimmstenfalls bis zur kompletten Selbstaufgabe führen.
• Eigentlich bist immer du die, die sich um die Beziehung kümmert. Jede Bemühung geht von dir aus. Während sich die andere Person vielleicht sogar zunehmend von dir zurückzieht.
Es ist aber natürlich normal, dass du, wenn du einen Menschen sehr gerne hast, viel Zeit mit ihm verbringen möchtest. Der Wunsch nach Nähe und Vertrauen ist kein Zeichen dafür, dass du emotional abhängig von der anderen Person bist.
Auch bedingungslose Liebe ist nicht mit emotionaler Abhängigkeit gleichzusetzen. Denn einen Menschen bedingungslos zu lieben bedeutet nicht, dass man sich selbst und sein eigenes Leben komplett aufgibt oder krankhaftes Verhalten an den Tag legt.
Noch ein kleiner Hinweis: Viele haben bei emotionaler Abhängigkeit eine Partnerschaft im Sinn. Doch grundsätzlich kann man in jeder Form von Beziehung eine emotionale Abhängigkeit entwickeln — also zum Beispiel auch zu einem Familienmitglied oder einem Freund.
Was ist die Ursache für eine emotionale Abhängigkeit?
Um eine emotionale Abhängigkeit lösen zu können, ist es natürlich auch wichtig, dass wir den Ursachen, die zu einer emotionalen Abhängigkeit führen, auf den Grund gehen:
Schlechte Erfahrungen in der Kindheit
Zwar können verschiedene Gründe zu einer emotionalen Abhängigkeit führen, doch viele davon sind auf Erfahrungen, die weit zurück — vor allem in der Kindheit — liegen, zurückzuführen.
Hat vielleicht dein Vater oder deine Mutter deine Familie verlassen? Dann kannst du daraus eine Verlustangst entwickelt haben, die dich auch heute noch beeinträchtigt.
Schlechte Erfahrungen in einer vorherigen Beziehung
Oder aber du hast schlechte Erfahrungen in früheren Beziehungen gemacht. Vielleicht wurdest du betrogen, du hast anderweitig unter der Beziehung gelitten oder dein Selbstwertgefühl wurde untergraben.
Denn darauf ist die emotionale Abhängigkeit in den meisten Fällen zurückzuführen: Auf ein geringes Selbstwertgefühl.
Geringes Selbstwertgefühl
Hast du unter einem geringen Selbstwertgefühl zu leiden, dann kommen dir Gedanken wie
• “Ich glaube nicht, dass er mich wirklich von Herzen liebt”,
• “Bestimmt verliebt er sich in jemand anderes”,
• “Was bin ich schon ohne Partner? Ein Nichts” oder
• “Wenn ich ihn verliere, stehe ich ganz alleine da und finde bestimmt niemanden mehr”
vermutlich bekannt vor.
Von diesen Ängsten ist es dann kein weiter Weg mehr zur völligen Selbstaufgabe. Man steckt all seine Zeit und Energie in die Beziehung, um zu verhindern, dass man den anderen Menschen verliert.
Schließlich fühlt man sich an der Seite dieser Person stark und sicher. Ganz im Gegensatz zu dem Leben, das man sich ausmalt, wenn man wieder ohne den Menschen dasteht.
Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben
Es kann aber auch sein, dass du unglücklich damit bist, wie dein Leben aussieht. Vielleicht bist du mit deinem Job unzufrieden, hast keine — oder die falschen — Freunde und deine Hobbies erfüllen dich auch nicht.
Und dann trat da diese Person in dein Leben, und plötzlich fühlt es sich wieder schön und aufregend an. Wenn du ehrlich mit dir selbst bist, handelt es sich bei dieser Person eigentlich um die einzige Quelle des Glücks und der Freude, die du momentan hast.
Da kann es leicht passieren, dass du nach und nach eine emotionale Abhängigkeit zu dieser Person entwickelst. Dabei kann es sich um den Partner handeln, aber auch um eine neue Freundschaft, die du geschlossen hast.
Denn diese Person schafft es, dich dein Leben wieder in einem positiveren Licht sehen zu lassen, und darum willst du sie natürlich auf keinen Fall verlieren.
Fazit
Hast du die Befürchtung, dass du emotional abhängig von einer Person bist, dann ist es von großer Wichtigkeit für deine mentale Gesundheit, dass du diese Abhängigkeit löst.
Das erreichst du zum Beispiel, indem du an deinem Selbstwertgefühl arbeitest, dich um deine sozialen Kontakte bemühst und deine eigenen Träume verfolgst. Zögere auch nicht, falls es nötig ist, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Das Wichtigste, das du mitbringen solltest, um dich aus der emotionalen Abhängigkeit zu lösen, ist GEDULD. Weder dein Verhalten noch deine Gedanken lassen sich von heute auf morgen grundauf verändern.Möchtest du die emotionale Abhängigkeit überwinden, solltest du dies als Prozess sehen und kleine Erfolge anerkennen.
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